Weitere Merkwürdigkeiten rund um COVID-19

Briefe / Mitteilungen
Ausgabe
2021/1920
DOI:
https://doi.org/10.4414/saez.2021.19847
Schweiz Ärzteztg. 2021;102(1920):659

Publiziert am 12.05.2021

Weitere Merkwürdigkeiten rund um COVID-19

Ich danke unserer FMH-Präsidentin ganz herzlich für Ihren Artikel. Sie spricht mir aus der Seele!
Rund um COVID-19 sind mir noch weitere Merkwürdigkeiten aufgefallen:
1. wird die Erkrankung v.a. als epidemiologisches Problem angesehen. Wer sich angesteckt hat und nicht schwer krank ist, soll zuhause bleiben, bis er nach 10 Tage nicht mehr ansteckend ist. Über die ärztliche Versorgung von Leuten mit leichten Erkrankungen wird kaum geredet, obwohl man ja nie weiss, ob sich die Krankheit nicht doch im Verlauf verschlimmert. Ausserdem können auch leichte Akutverläufe zu Long-­COVID führen, und psychiatrische Erkrankungen sind nach COVID-19-Infekten sehr viel häufiger als nach anderen Atemwegs­erkrankungen (bis zu 1/3 der Infizierten, auch bei leichten Infektionen). Meines Erachtens wären telefonische Kontakte des Hausarztes mit Erkrankten sinnvoll, ebenso das Angebot einer Konsultation ein paar Wochen nach Ende der Isolation.
2. Die Anweisungen der Contact-Tracing-Teams für die Quarantäne/Isolation von Kindern grenzen zum Teil an Kindsmisshandlungen. Es wird den Eltern geraten, sich auch von Kindern möglichst fernzuhalten und ihnen beispielsweise einen Fern­seher ins Zimmer zu stellen, damit sie sich nicht langweilen. Bei einer Quarantäne/Isolation von Kindern bis ca. 12 Jahren muss immer überlegt werden, ob nicht ein Elternteil mit dem Kind zusammenbleibt und sich mit einer FFP-2-Maske schützt. Auch Jugend­liche leiden noch unter der Einsamkeit, wobei hier auch Kommunikation über Medien in Frage kommt.