Krankenhaushygiene up2date 2021; 16(04): 377-393
DOI: 10.1055/a-1181-6733
Präventionsmaßnahmen

SARS-CoV-2 – eine Gefahr in Alten- und Pflegeheimen

Isabella Dresselhaus
,
Simone Scheithauer
,
Matthias Pulz
,
Jörg Vasentin-Lewedei

In Alten- und Pflegeheimen kam es in der ersten und zweiten Welle der Pandemie – also von deren Beginn bis zur vollständigen Immunisierung der Bewohner*innen – besonders häufig zu SARS-CoV-2-Ausbrüchen. Die Ausbrüche gingen mit einem besonders hohen Risiko für schwere und tödliche Krankheitsverläufe einher. Insofern ist die Vermeidung von Ausbrüchen in diesen Einrichtungen von besonderer Bedeutung.

Kernaussagen
  • In Alten- und Pflegeheimen kam es in der ersten und zweiten Welle der Pandemie, also von deren Beginn bis zur vollständigen Immunisierung der Bewohner*innen, besonders häufig zu SARS-CoV-2-Ausbrüchen. Zudem gingen diese mit einem besonders hohen Risiko für schwere und tödliche Krankheitsverläufe einher. Die Vermeidung von Ausbrüchen in diesen Einrichtungen ist damit von besonderer Bedeutung.

  • Das Alter gilt als stärkster Prädiktor für die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung oder das Risiko eines tödlichen Verlaufs bei COVID-19.

  • Die Möglichkeit eines Eintrags des Virus in ein Alten- und Pflegeheim wird begünstigt durch ein hohes Aufkommen von Besuchern, Mitarbeitern, Therapeuten etc.

  • Das Risiko einer Übertragung und Verbreitung des Virus innerhalb der Alten- und Pflegeheime ist u. a. erhöht durch die gemeinsame Unterbringung der Bewohner*innen und gemeinsame Aktivitäten, die mit nahen physischen Kontakten untereinander verbunden sind.

  • Auch kognitive Einschränkungen der Bewohner*innen können durch die damit verbundene Nichteinhaltung von Regeln die Virusübertragung begünstigen.

  • Zur Infektionsprävention bei SARS-CoV-2 muss das Hygienemanagement in Alten- und Pflegeheimen die komplexen Handlungsabläufe zwischen Beschäftigten, Bewohnern und Besuchern berücksichtigen und aufeinander abstimmen.

  • Wichtige Eckpunkte eines innerbetrieblichen Hygienemanagements in einem Alten- und Pflegeheim sind ein Hygieneplan, die Etablierung von Basis- und Interventionshygienemaßnahmen und möglichst auch die Benennung eines/einer Hygienebeauftragten.

  • Durch Hygienekonzepte lassen sich Infektionsschutzmaßnahmen in Alten- und Pflegeheimen standardisiert etablieren.

  • PoC-Antigen-Schnelltests sind in ihrer Aussagekraft im Rahmen der Anwendung bei asymptomatischen Personen zwar eingeschränkt, können aber als ergänzende Maßnahme und Teil eines Maßnahmenbündels dazu beitragen, dass infizierte Personen schneller und unkompliziert identifiziert und Maßnahmen zur Unterbrechung von Infektionsketten zeitnah eingeleitet werden.

  • Um Nicht-Infizierte vor Ansteckung zu schützen, sollten sowohl die Isolation von Infizierten als auch die Quarantäne von Kontaktpersonen so frühzeitig wie möglich eingeleitet werden.

  • Durch eine hohe Impfquote bei Beschäftigten und Bewohner*innen lassen sich Infektionsrisiken reduzieren, und es ergeben sich für Gemeinschaftsaktivitäten Anpassungsmöglichkeiten bei den Infektionsschutzmaßnahmen.

  • Nach einem Ausbruchsgeschehen sollte die Rückführung in den Normalbetrieb stufenweise, mit schrittweiser Aufhebung von Infektionsschutz- und Kontrollmaßnahmen erfolgen, um bei Auftreten erneuter Infektionen das Ausmaß schnell begrenzen zu können.



Publication History

Article published online:
29 November 2021

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